Mischkultur – buntes Miteinander im Kloster
Aus dem Treffpunkt
Das klingt, wie wenn ein unkompliziertes System nach dem Motto «wer hilft wem» dahintersteckt. Tatsächlich geschieht es oft so und genau genommen kann auch der ganze Klosterbetrieb gemäss diesem Prinzip gewährleistet und aufrechterhalten werden. Natürlich wissen wir alle, gutes Miteinander ist nicht immer einfach. Toleranz, Grosszügigkeit, Anstrengung, Anpassung und Solidarität werden von allen gefordert und tatsächlich gibt es Menschen, die einem sympathischer sind als andere.
Mischkultur
Bei Pflanzen ist es nicht anders als bei Menschen: Gewisse vertragen sich gut miteinander, andere nicht so. Einige Pflanzen mögen sich nicht nur, sie unterstützen sich sogar gegenseitig beim Wachstum oder halten Schädlinge von ihren Nachbarn fern!
Gemeinsam stark
Der Anbau in Mischkulturen bringt für unsere Gärten mehr Vorteile mit sich, als gemeinhin angenommen wird. Langjährige Anbauversuche bekräftigen den Anbau in Mischkultur. So wird im Klostergarten der Abtei Fulda schon seit 70 Jahren nach den Prinzipien der Mischkultur gegärtnert und Schwester Christa kann mit ihren Erkenntnissen auch heute noch wichtige Impulse geben für den naturnahen Anbau.
Der Natur abgeschaut
Mischkultur ist keine menschliche Erfindung, sondern vielmehr ein Abschauen bei der Natur. Was in der Schule verpönt ist, wäre im Garten der Natur grundlegend: das Abschauen – das Beobachten. Pflanzen leben nicht für sich alleine. Sie sind untereinander vernetzt und helfen einander. Ein gutes Beispiel hierfür ist der unberührte Wald. Hier gedeiht eine riesige Pflanzengemeinschaft: tiefwurzelnde Eichen, flachwurzelnde Buchen, verschiedenes Gehölz, darunter Sträucher, krautige Pflanzen vom Weidenröschen bis zu den Moosen und Pilzen. Dazwischen bedecken abgestorbene Pflanzenteile und Laub den Boden. All diese Pflanzen mit den Bodenorganismen bilden ein Miteinander. Man spricht von einem Ökosystem.
Pflanzen kommunizieren
Auch Pflanzen kommunizieren. Man stelle sich das mal vor! Sie tun das mit gasförmigen Stoffen, sogenannten Phytonziden, die von den Pflanzen sowohl ober- als auch unterirdisch ausgeschieden werden. Diese Stoffe können die Umgebung der Pflanzen (Nachbarpflanzen und Mikroorganismen) nachhaltig positiv beeinflussen.
Unser Klostergarten
Aufgrund all dieser Überlegungen pflegen wir den Klostergarten als Mischkulturgarten. Verschiedene Kräuter, Beeren, Blumen, verschiedenes Gemüse wird reihenweise wechselnd angebaut oder auch innerhalb der Reihe gemischt. Da die Pflege und die Ernte bei einer Beetkultur einfacher ist und leichter fällt, haben wir den Klostergarten wieder in Beete eingeteilt. Wir versuchen, ideale Kombinationen zusammenzustellen mit Pflanzen, die sich im Wachstum fördern, die sich offensichtlich mögen, die sich nebeneinander prächtig entfalten und unterstützen.
Wohlfühleffekt
Abgesehen von allen inneren Vorgängen in den Pflanzen und im Boden wirkt ein Mischkulturgarten auch positiv auf die Menschen. Der Kulturenmix verschieden gedeihender und blühender Pflanzen spricht alle Sinne an und lässt ein Wohlgefühl hochkommen. Die wunderbaren Farben und unzähligen Düfte wirken befreiend, stärkend und gar heilend. Wer den von Klostermauern umgebenen Garten besucht oder gar darin arbeitet, kann sie wahrnehmen, diese wohltuende Stimmung.
Sie prägt das Miteinander im Klostergarten.