Faszination Fenster (3) – Eucharistie im Blickfeld

Aus dem Gästehaus

Kirchenfenster – da denken viele wohl an hohe gotische Fenster mit aufwendiger Glasmalerei, wie sie beispielsweise im Chorraum der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell vorkommen. Prunkfenster sucht man im Kloster Maria der Engel zwar vergebens, doch die Vielfalt der Fenster in der Kirche überrascht.

Wer auf die Klosterkirche zugeht sieht zunächst die Rundbogenfenster an der Stirnfront der Kirche, zusammen mit einer Fensterrose in der Mitte derselben. In ihren Formen lassen sie noch gotische Elemente erkennen, während die übrigen rechteckigen Fenster des Klosters klar der Epoche der Renaissance zuzuordnen sind. In der Tat wurde die Kirche mit den Baujahren 1619–1621 rund 60 Jahre vor dem Konventgebäude erstellt.

Alles ein wenig versteckt

Im Innenraum sind diese Fenster jedoch nicht sichtbar, da sie von der Empore verdeckt werden. Hier dominieren die beiden Rundfenster in der Nordfassade, die ihrerseits von aussen kaum sichtbar sind, da sie dem dicht benachbarten Schloss zugewandt sind. Ebenfalls versteckt sind die Rundfenster im Betraum. Weder von aussen sind sie gut einsehbar, da sie vom Schloss sowie den Klostermauern verdeckt werden, noch von innen, denn die grosse Altarwand trennt den öffentlichen Kirchenraum vom Betraum, der früher der Ort war, von dem aus die Schwestern die Eucharistie mitfeierten.

Eucharistie im Mittelpunkt

Die Feier der Eucharistie bildet den Höhepunkt im Tagesablauf einer Klostergemeinschaft. Damit die Schwestern von der Klausur aus mitfeiern konnten, wurde in den Hochaltar ein grosses Fenster gelassen. Im Gegensatz zu diesem, von allen Seiten sichtbaren Altarfenster, sind die vier Fenster auf der rechten Seite (zwei davon im Chorraum) unscheinbar. Doch sie dienten demselben Zweck. Denn hinter diesen Fenstern befanden sich die Krankenzimmer. Befand sich also eine Schwester auf der Krankenstation und konnte dem Tagesablauf nicht nachgehen, so hatte sie doch die Möglichkeit, unmittelbar die Eucharistie mitzufeiern. Heute befinden sich hier ebenfalls Gästezimmer – sogar etwas komfortablere, denn sie verfügen über fliessendes Wasser, einen eigenen Ofen und nach wie vor über freie Sicht auf die Eucharistiefeiern.

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