Ein Sabbatical im Kloster Maria der Engel Appenzell
Aus dem «Kloster für Freiwillige»
Eine siebenwöchige Auszeit im Kloster? Gloria aus Zürich entschied sich für eine etwas spezielle Form von Sabbatical und hat dabei erfahren, wie sehr das Kloster entschleunigt. Die vielen helfenden Hände der Freiwilligen und die unvergesslichen Gespräche mit den Gästen haben sie beeindruckt und gestärkt.
«Als ich Mitte April 2024 im noch tief verschneiten Appenzell an der Klosterpforte von Sandra empfangen werde, bin ich noch voller Zweifel wie ich meine IWB (Intensiv-Weiter-Bildung, eine Form von Sabbatical vom Schulalltag) verbringen soll. Da strahlt Sandra eine wunderbare Offenheit und Wärme aus, führt mich durch die wunderschönen Räumlichkeiten des Klosters und lässt mich erst wieder gehen, nachdem ich mich im Innenhof, einem Kraftort, noch ein wenig hingesetzt habe. Und dann kommt es ganz schnell: ein klares inneres Ja zu einer siebenwöchigen Auszeit im Kloster «Maria der Engel»!
Ans Krankenbett gefesselt
Am wohl hektischsten Wochenende überhaupt soll es losgehen: am Schwingfest. Kaum in die Arbeit eingeführt, werde ich richtig krank: Während durch mein Kippfenster ganz Appenzell schwingt und vibriert, liege ich mit hohem Fieber im Bett. Eine ganze Woche lang! Es ist wie eine Seelenreinigung, endlich loslassen! Die Klosterfamilie kümmert sich in dieser Zeit liebevoll um mich: mit Heilkräu-tern aus dem Garten, Hustensirup aus dem Klosterladen, Energietoffees und aufmunternden Gesprächen. So kann ich langsam wieder genesen und ankommen.
Überall fleissige Hände
Bei den verschiedenen Arbeiten im Kloster habe ich von allen so viel gelernt. Jeder ist ein Spezialist auf seinem Gebiet, ob Blumensträusse binden, Wäsche massgerecht zusammenlegen, Gäste bewirten, die Kasse bedienen, die Zimmer herrichten, den schönsten Garten (Eden) pflegen oder den großen Kachelofen anheizen: überall fleissige Hände, die sich gegenseitig helfen. Und nebenbei erzählt man sich das Leben.
All diese liebgewonnen Freiwilligen beeindrucken mich sehr. Gemeinsam tragen sie das Kloster! Und immer wieder höre ich, wie sehr ihre Arbeit im Kloster Wertschätzung findet. Davon möchte ich mir ein großes Stück abschneiden und mit nach Zürich nehmen!
Eindrückliche Begegnungen
Immer wieder überraschend und berührend sind auch die Begegnungen mit den Gästen, die im Kloster einkehren. Ich erfahre von den Jakobsweg-Wanderern, wie sie beim Gehen zu sich kommen, wie Müde und Erschöpfte im Kloster Ruhe finden, wie Neugierige die stehengebliebene Zeit bestaunen, wie Asylsuchende Zuflucht finden und wie Othmar, ein ewiger Heimwehappenzeller aus Honolulu und wahrer Lebenskünstler, alle herzhaft zum Lachen bringt. Unvergesslich!
Ein schöner Flecken Erde
In meiner Freizeit fahre und wandere ich durchs Appenzellerland, staune über die schöne Landschaft, über die eigenwilligen, bunten Bräuche, die die Menschen hier so zusammenhalten und merke, wie gut mir dieser Flecken Erde bekommt und wie sehr mich das Kloster entschleunigt und zur Ruhe gebracht hat.
Danke, Chlösterli «Maria der Engel», danke Euch allen. Herzlich, Gloria»