Nicht nur kritisieren, sondern Lösungswege suchen
Aus der Predigt der Herbstvesper vom 16. November 2025
In einem Heft, das auf weiten Seiten vom Reisen berichtet, stiess ich einmal auf einen Artikel, der den konstruktiven Journalismus vorstellte. Der gängige Journalismus hört meistens dort auf, wo ein Problem ausreichend benannt und beschrieben ist. Der konstruktive Journalismus geht darüber hinaus und zieht auch noch in die Arbeit mit ein, wo eventuell Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme zu finden sind. Er stellt sich also auch der Frage «Wer macht es besser?» Oft lässt uns der gängige Journalismus mit einem Gefühl der Hilflosigkeit stehen. Manchmal löst er sogar Ängste aus, so dass viele sich gar nicht mehr informieren wollen. Einem konstruktiven Journalismus sind Perspektivenreichtum und konstruktiver Dialog wichtig.
Wer heute die Messe besucht, hört auch negative Texte. Aber die Frohbotschaft leuchtet doch auch in ihnen auf. Es war von der Sonne der Gerechtigkeit in der Lesung die Rede. Im Evangelium, wo Kriege, Seuchen, Nöte und Verfolgung aufgezählt wurden, sprach Jesus auch von jenem Gott, der Stärker ist als jegliches Chaos unserer Zeit. Er mahnt uns: Bleibt ruhig. Distanziert euch von denen, die euch irre machen wollen. Diese Hoffnung klingt auch jetzt im Abendgebet zum heutigen Sonntag in den Worten von Paulus an: Gott tröstet uns in all unseren Nöten. Trostreich ist deshalb auch, wenn wir nicht nur kritisieren, sondern Lösungswege suchen, aufzeigen und diese auch beschreiten. So sind auch wir konstruktiv. Das ist dann für alle tröstlich.
Generalvikar Guido Scherrer, Stiftungsrat